SPD-Tittling: Solare Klärschlammtrocknung überzeugt

21. Februar 2020

SPD-Tittling in der Kläranlage Schönberg

Tittling/Schönberg
DER Kostentreiber bei den Abwassergebühren heißt Klärschlamm, so die Markträte Bernhard Grum und Herbert Lorenz. Um die Kosten für die Bürger möglichst gering zu halten informierten sich neben den SPD Markträten auch die Marktratskandidaten Franziska Müller, Roland Hammerlindl und Elmar Geißinger in der Kläranlage Schönberg über die Funktionalität und Wirtschaftlichkeit der bewährten Solartrocknung.

Die Sonne allein liefert an der Kläranlage die Energie zur Trocknung im Folienhaus. Die Verbrennung von Energieträgern ist unnötig. Der örtliche Klärwärter stellte den Besuchern das Verfahren vor. Bis zu 95% Wasserentzug ist möglich. Vor Ort zu entwässern senkt die Transportkosten erheblich. An der Kläranlage Tittling wäre die Fläche vorhanden um auch in der Verwaltungsgemeinde Tittling/Witzmannsberg eine gemeinsame ökologische und CO2 neutrale Trocknungsanlage zu errichten. Dies wurde im Marktrat bereits - vor einigen Monaten durch Tittlings Klärwärter Walter Knab - erläutert.
„Wir wollten fraktionsübergreifend eine Besichtigung,“ so Bernhard Grum. „Ein Termin wurde leider - trotz Nachfragen - nicht vereinbart.“ Deshalb jetzt der SPD Alleingang. In Bälde ist eine Entscheidung im Marktrat nötig. Ab 2021 müssen wieder neue Klärschlammabnahmepreise mit den Entsorgerfirmen ausgehandelt werden. Vor vier Jahren lag der Abnahmepreis unter 20 € je Kubikmeter Naßschlamm bei Pressung und anschließender Verbrennung. Heute kostet die Kubikmeter bereits 41 € mit Tendenz nach oben. Schönberg hat eine Mietvariante inkl. Abnahmegarantie des Klärschlamms. Der Entzug des Wassers aus dem Klärschlamm erfolgt u.a. durch Zuführung eines Schlammeindickungsmittels. Durch Polymerisation wird eine statische Entwässerung durchgeführt. Das ausfallende Wasser (Prozesswasser) wird danach wieder der Kläranlage in kleinen Mengen unproblematisch, kontrolliert aber zügig zugeführt. Möglichst konstante Bestandteile im Schlamm ergeben ein stabiles Ergebnis. Deshalb ist die Anlieferung von Klärschlamm mit ständig unterschiedlichsten Bestandteilen - aus vielen unterschiedlichen Kläranlagen - nicht praktikabel. Alle Machbarkeitsstudien hätten gezeigt, dass nur dezentrale Lösungen bei der Klärschlammverwertung erfolgversprechend sind, so der Klärwärter. Der Abnehmer des getrockneten Klärschlamms erzeugt damit Gas und Aktivkohle. Das - in der Natur seltene - Phosphor wird dem Klärschlamm entzogen und zur Düngung verwendet.

Bei der alternativen thermischen Verwertung, in zentralen Verbrennungsanlagen, muss vor Ort gepresst werden. Hierbei ist allein das Pressen mit einer eigenen Anlage an unserer Kläranlage sinnvoll. Nur 25 % Entwässerung werden dabei erreicht. Hohe Transportkosten zu einer Verwertungsanlage entstehen. Die Kosten für eine Presse und die benötigten baulichen Anlagen betragen bereits 50 % der stromsparenden Solartrocknung. Eine alternative Lohnpressung (Eigenständiger Unternehmer wird beauftragt) verursacht den Anfall riesiger Mengen an Prozessswasser in kurzer Zeit. Es muss gelagert werden, da es wegen der hohen Belastung nur in geringen Mengen der Kläranlage vor Ort zugeführt werden darf. Am wirtschaftlichsten stellt sich aus heutiger Sicht der Erwerb einer Solartrocknungsanlagenlage, mit Klärschlammabnahmegarantie für 20 Jahre dar. Die Kosten des laufenden Betriebs sind hier am geringsten.

Bei der geruchlosen Solartrocknung wird stets die Oberfläche des Schlamms getrocknet. Schicht für Schicht wird hier aufgetragen. Durch automatische Umwälzung des Klärschlamms mit Steuerung über Temperatur und Feuchtesensoren erfolgt eine selbständige Trocknung.
Wird Klärschlamm durch Biogasanlagen getrocknet besteht mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Geruchsbelästigung. Oft wird hier die Bodenfläche beheizt (Trocknung von unten nach oben). Bei den hohen Temperaturen zersetzen sich die Eiweisbestandteile im Schlamm, mit der Entstehung von Gerüchen als Folge. Um den Anwohnern aufzuzeigen, dass keinerlei Geruchsbelästigung über die Solartrocknung entsteht, sollte die Möglichkeit zu einer Besichtigung für die betroffenen Anwohner ermöglicht werden, so Marktrat Bernhard Grum. „Die Bevölkerung müssen wir bei der Entscheidung mitnehmen und informeren.“
In der Ile Passauer Oberland läuft erneut eine Machbarkeitsstudie zur Klärschlammbehandlung. Ein Grund dafür ist, dass viele Gemeinden keinen Platz zur Solartrocknung haben. Tittling dagegen hat an der Kläranlage die erforderliche Fläche. Deshalb muss die Gemeinde - unbeirrt von den Mitgliedsgemeinden der Ile - handeln. Die Aufstellung des kommunalen Haushaltes steht an. Eine konkrete Kostenermittlung ist auszuarbeiten.
20 Jahre Abnahmesicherheit mit einem Abschreibungszeitraum von 7 Jahren auf die Investition sind machbar. Dem steht als Alternative die Erhöhung der Klärschlammlagerkapazität oder hohe Transport und Verwertungskosten mit Tendenz nach oben entgegen.
Die Gemeinden Fürstenzell und Ruhstorf haben sich bereits zur Errichtung einer solaren Klärschlammtrocknungsanlage entschieden.

Kläranlage_(Trockungshalle_innen)_Schönberg

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